Handaufzucht eines Nesthockers - unser junger Spatz

Am 31. Juli 2001 brachte uns unser Nachbarsjunge Dante einen jungen Spatz, der aus seinem Nest unter den Dachziegeln gefallen war.  Wenn man als Natur- und Tierfreunde bekannt ist, muss man wohl mit solchen 'Bescherungen' leben.

Das kleine Küken war noch ziemlich nackt, fühlte sich kalt an, zitterte am ganzen Leib und hatte sich womöglich durch den Sturz vom Dach eines zweistöckigen Hauses verletzt. Da wir bislang keine Erfahrungen mit jungen Nesthockern gemacht hatten, waren wir ratlos und überfordert. Unsere Not haben wir mit einem Hilferuf im Laufenten-Forum kundgetan und sofort von Xeena aus dem Bayernland nicht nur wertvolle Ratschläge, sondern auch viel zuversichtliche Aufmunterung erfahren.

Die Handaufzucht misslingt häufig, da sie viel Erfahrung und Geschick erfordert.

Sein erstes Nest war ein kleiner Brotkorb, gefüllt mit Heu. Auf Xeena's Empfehlung, haben wir über das Heu Kleenex-Tüchlein gelegt, die sich leicht auswechseln lassen, wenn das Junge kotet. Das erste (von Menschenhand verabreichte) Futter, bestand aus Kükenfutter für Hühner, das wir mit einem Teesieb fein machten, mit Wasser zu einem wässrigen Brei anrührten und mit einer Pipette verabreichten.

Inzwischen haben wir im Fachhandel ein ausgezeichnetes Futter gefunden: Fett-Alleinfutter von 'Claus', mit Insekten, Würmern, Ameisenpuppen, Larven und Dutzend anderen Zutaten, so ganz wie die Spatzen auch in der Natur füttern. Das Ganze machen wir mit Wasser an und füttern vorsichtig mit einer Pinzette. Dabei beobachten wir, was wir von Xeena gelernt haben, den Futtersack. Mit der Pipette geben wir frisches Wasser. Fütterungszeit ist jede volle Stunde, von 7 Uhr früh bis abends um 9 Uhr.

Genau so wichtig wie die Fütterung ist dem Kleinen aber auch der soziale Kontakt. Also keine Schnellabfertigung, sondern aufnehmen, streicheln und liebkosen.  Das ist sehr aufwändig, kostet viel Zeit: Die Mühe lohnt sich: es ist eine wahre Freude, der Kleine gibt alles zurück.

Das junge Spätzchen hat nun ein richtiges Nest. In einem Brutkasten hatten wir dieses Frühjahr Meisen. Ihr ca. 15 cm hohes weich gepolstertes Nest war ein Meisterwerk, das uns derart faszinierte, dass wir es aufhoben.

 Das Meisennest ist in einem grossen Käfig (Transportkäfig unserer Katzen - zum Tierarzt und zurück), den wir auf die Fensterbrüstung im ersten Stock stellen. Das Fenster ist offen und das Kleine befindet sich praktisch draussen in der Natur und kann mit seinesgleichen kommunizieren.

Der Anfang zum Auswildern ist also schon gemacht.

Was uns ganz besonders fasziniert: Junge Spatzen sind absolut 'stubenrein'! Koten tut unser Spätzchen erst, nachdem wir es aus dem Nest aufgenommen haben und für sein 'Geschäft' ins 'Kleenex-Nest' gesetzt haben, wo es immer sofort kotet. Wenn es mal in seinem neuen Nest muss, klettert es hoch und macht sein 'Geschäft' über den Rand nach draussen. Sein Nest ist total sauber. Das ist ganz erstaunlich

Das kleine Spätzchen ist übrigens weder verletzt noch sonst wie krank. Es ist munter und scheint auch gesund zu sein. Seinem Wachstum, besonders was die Federn anlangt, kann man förmlich zusehen. Es hält sich auch schon auf einen Menschenfinger aufrecht und probiert seine Flügel aus!

 

 

Wir schreiben den 7. August 2001. Unser Spätzchen hat sich entwickelt und hat schon recht grosse Flügelfedern. Es schlägt mit seinen wunderschönen Flügeln und sagt uns, dass es bald flügge sein will. Das hat noch Geduld. Aber was dann? Es ist ein Nesthocker und als solcher, wird es auch wenn es ausgeflogen ist, noch recht lange von den Eltern gefüttert. Wir suchen in verschiedenen Foren nach erfahrenen Ratschlägen um das Junge glücklich auszuwildern. Seinen Käfig haben wir inzwischen im Garten aufgehängt - in guter Distanz zu unseren beiden Katzen. Die folgenden Fotos sind von heute abend:

Fortsetzung unserer wunderschönen Erfahrung. Seit heute (11. August 2001) hat der Spatz sein eigenes Fotoalbum